Neue Publikation: Der transatlantische Paradigmenwechsel in der Stadtplanung

Nach einer etwas längeren Pause (wg. Habilverfahren, Lehrstuhlvertretungen und Drittmittelanträgen) ist nun endlich wieder eine neue Publikation von mir erschienen: Der transatlantische Paradigmenwechsel in der Stadtplanung. Zur westeuropäischen Rezeption von Jane Jacobs’ The Death and Life of Great American Cities in den 1960er- und 1970er-Jahren, in: Themenportal Europäische Geschichte, 2018, www.europa.clio-online.de/essay/id/artikel-4554.

„Zwischen den 1960er- und den 1980er-Jahren wandelten sich die Prämissen der westeuropäischen Stadtplanung grundlegend. Galten in den Jahrzehnten nach dem Zweiten Weltkrieg die Flächensanierung von Altbauquartieren, der Bau von Groß-siedlungen und eine strikte Funktionstrennung als geeignete Maßnahmen, um die Lebensqualität zu verbessern, setzte sich ab den 1960er-Jahren das Leitbild einer erhaltenden Erneuerung und der Durchmischung durch […]“ weiter …

Neue Literatur zu Jane Jacobs

Im Kontext der Tagung „Queen Jane Jacobs. Jane Jacobs and paradigm shifts in urban planning and urban redevelopment“, an der ich im Mai 2011 teilgenommen hatte, sind jetzt zwei Veröffentlichungen erschienen. Dirk Schubert hat eine Biographie über Jacobs geschrieben, die in der Reihe „Beiträge zur Stadtgeschichte und Urbanisierungsforschung“ erschienen ist. Ebenfalls von Dirk Schubert herausgegeben wurden die Beiträge der Tagung von 2011 in einem Sammelband bei Ashgate.

Dirk Schubert: Jane Jacobs und die Zukunft der Stadt. Diskurse – Perspektiven – Paradigmenwechsel (=Beiträge zur Stadtgeschichte und Urbanisierungsforschung 17), Franz Steiner Verlag 2014.

Dirk Schubert (Hrsg.): Contemporary Perspectives on Jane Jacobs. Reassessing the Impacts of an Urban Visionary, Ashgate 2014.

Gastvortrag New York im 20. Jahrhundert

Morgen, am 26.6.2014, werde ich im Rahmen des Exkursionsseminars „New York“ des Fachbereichs Architektur der TU Darmstadt einen Gastvortrag zur Sozial- und Planungsgeschichte New Yorks im 20. Jahrhundert halten. Ich freue mich sehr über die Einladung und hoffe, die Exkursionsteilnehmer, angehende Architekten, ein wenig für die historischen Hintergründe der Stadtentwicklung von New York sensibilisieren zu können. Im Mittelpunkt des Vortrags wird die Verzahnung sozialstruktureller Entwicklungen und Paradigmen der Stadtplanung stehen – angefangen von den sozialreformerischen Initiativen nach 1900 bis zur „urban crisis“ der 1970/80er Jahre. Der Vortrag ist in gewisser Weise auch eine Zusammenfassung meiner Übung in diesem Sommersemester, in der wir Quellen zum Thema „20th Century New York“ analysieren.

Corlears Hook Slum Clearance Plan, 1951

In meiner heutigen Übung habe ich mit den Studierenden den Plan des New Yorker „Committee on Slum Clearance“ für die Gegend Corlears Hook in Manhattan diskutiert. Der Plan gehört zur ersten Generation von Stadterneuerungsprojekten nach dem Housing Act of 1949, der den Einfluss des Bundes auf die Entwicklung der Städte wesentlich stärkte. Die Bundesregierung stellte finanzielle Mittel zur Verfüngung, gab aber gleichzeitig vor, wie diese zu verwenden seien.

Aus der Broschüre zur Sanierung von Corlears Hook lassen alle wichtigen Merkmale US-Amerikanischer Stadterneuerungspolitik der 1950er und 1960er Jahre herauslesen: die Rolle privater Investoren im Rahmen der Sanierung nach Title I des Housing Acts, die Rechtfertigung der Flächensanierung mit quantitativen Aussagen zur Verslummung, die Begründung für die Dominanz des Individualverkehrs und die Bildung von Super-Blocks, aber auch der Fortbestand der alten Rohr- und Kabelinfrastruktur. Beispielhaft können an diesem Dokument die Voraussetzungen und Folgen der Stadterneuerungsplanung der 1950er und 1960er in New York und anderen Städten gezeigt werden, die von einem unbedingten Machbarkeitsglauben geprägt war.

Die Quelle ist online verfügbar: Committee on Slum Clearance Plans: Corlears Hook. Slum Clearance Plan under Title I of the Housing Act of 1949, New York 1951.

Zur Vorbereitung empfiehlt sich: Ballon, Hilary: Robert Moses and Urban Renewal. The Title I Program, in: dies. / Kenneth T. Jackson (Hg.): Robert Moses and the Modern City. The transformation of New York, New York 2007, S. 94-115.

In der Quelle sind vor allem auch diejenigen planerischen Prämissen und städtebaulichen Forderungen umrissen, gegen die sich Jane Jacobs zehn Jahre später in ihrem Buch „The Death and Life of Great American Cities“ wandte. Insofern eignet sich die Quelle auch als Ausgangspunkt zur Diskussion von Jacobs‘ Kritik.