Geschichte der Kleinwasserkraft

Mein Kollege Christian Zumbrägel informiert jetzt in seinem neuen blog über sein Promotionsprojekt „Geschichte der Kleinwasserkraft“. Ich freue mich darauf, in Zukunft über die Zwischenergebisse und kleinen Ausschnitte aus dem Fortgang des Projekts auf dem neuen blog zu lesen (falls wir mal nicht die Gelegenheit haben, bei einem Kaffee darüber zu sprechen).

Zum blog „Geschichte der Kleinwasserkraft“

Lehre im Sommersemester 2015

Im kommenden Sommersemester biete ich lediglich eine Übung an:

Klassiker der Stadtforschung und Stadtplanung“

Beschreibung:
Städte waren seit jeher eine besondere Siedlungsform: Siesind durch Dichte und Heterogenität gekennzeichnet, in ihnen konzentrieren sichherausgehobenegesellschaftliche und politische Funktionen und sie sind Knotenpunkte einer Vielzahl von Netzwerken. Über diese und weitere Besonderheiten wurde seit dem 19. Jahrhundert breit reflektiert. Zunehmend spielte dabei die wissenschaftliche Analyse städtischer Gesellschaften eine Rolle, die explizit auch zur Durchsetzung planerischer Eingriffe herangezogen wurde. Stadtforschung und Stadtplanung waren miteinander verzahnt.
Aus der Vielzahl der Publikationen aus diesem Kontext ragen eine Reihe von Texten heraus, die zu „Klass
ikern“ geworden sind. Auf sie wurde und wird immer wieder Bezug genommen, wenn über Stadtgesellschaft und Stadtplanung diskutiert wird. Ob Friedrich Engels in seiner Schrift zur „Lage der arbeitenden Klasse in England“ von 1845, Ebenezer Howards Konzeption der Gartenstadt um 1900 oder Jane Jacobs Kritik an der modernen Stadtplanung in „The Death and Life of Great American Cities“ von 1961, immer wurden städtische Phänomene als besondere Form gesellschaftlicher Probleme aber auch als Potenzial thematisiert. In dieser Übung werden wir einige dieser „Klassiker“ gemeinsam lesen und diskutieren.

Anmeldungen für Studierende der TU Darmstadt sind ab dem 1.3.2015 über TUCaN möglich.

Neu gelesen: Technologietransfer im frühen 19. Jahrhundert

In den vergangenen Tagen habe ich mich eingehend mit der Literatur zum Technologietransfer in der Hüttenindustrie während der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts auseinandergesetzt. Erklärungsbedürftig ist insbesondere, dass die Umstellung der Eisenerzverhüttung von Holzkohle auf Steinkohlekoks in Großbritannien schon am Ende des 18. Jahrhunderts stattfand, auf dem europäischen Kontinent aber erst in den 1820er Jahren in Belgien und in den 1850er Jahren in den deutschen Staaten „nachgeholt“ wurde. Das Wissen um die Möglichkeiten, mit Koks zu verhütten, war schon um 1800 weit verbreitet und auch die Versuche, den Transfer von Wissen aus Großbritannien zu unterbinden, waren offensichtlich nicht durchzusetzen. Warum also wurde das Wissen nicht angewendet?

Die Forschungslage zu dieser Frage ist umfangreich. Die meisten der Studien wurden in den 1960er bis 1980er Jahren durchgeführt. Genannt werden üblicherweise drei Faktoren:

1. Das reine Wissen um den Aufbau und die Funktionsweise von Kokshochöfen reichte nicht aus. Da das Schmelzen von Eisenerzen „a kind of cookery“ (Landes, 1969, S.92) war, kam es auf das Erfahrungswissen der Hochofenarbeiter an. Diese mussten nach Gefühl entscheiden, welche Menge Koks, Erze und Zuschläge eingebracht werden sollten, und die Temperaturentwicklung regulieren. Dieses Erfahrungswissen war schwer zu abstrahieren, entzog sich dem Transfer über Publikationen und Zeichnungen und führte zum Scheitern vieler Experimente mit Kokshochöfen.

2. Die Ausstattung der jeweiligen Standorte mit natürlichen Ressourcen variierte. In Großbritannien lagen Erze und Steinkohlen besonders nah beieinander. Zudem waren die Eigenschaften der Steinkohle für die Verhüttung geeignet. Beides war auf dem Kontinent meist nicht der Fall. Die Ausnahme der relativ frühen Industrialisierung Belgiens etwa wird darauf zurückgeführt, dass hier die Rohstoffe ähnlich dicht wie in Großbritannien beisammen lagen. Erst mit dem Ausbau von Bahnverbindungen nahm die Bedeutung der räumlichen Nähe der Rohstofflagerstätten ab.

3. Sind ökonomische Bedingungen als Ursache für die „verzögerte“ Umstellung auf die Verhüttung mit Steinkohlekoks angeführt worden. Kapitalmangel und wirtschaftspolitische Entscheidungen sollen eine Rolle gespielt haben. Insbesondere Rainer Fremdling aber hat darauf hingewiesen, dass die Umstellung auf Koks in den meisten Situationen lange Zeit keineswegs kostengünstiger gewesen sei. Entsprechende Versuche scheiterten ökonomisch, weil sie die Kosten der Holzkohlebefuerung letztlich überstiegen und Profite nicht zu erzielen waren.

Die drei Erklärungsmodelle weisen in je unterschiedliche Richtungen: Das erste Erklärungsmodell zielt auf die Praktiken der Verhüttung ab, also die routinisierten Handlungsabläufe am Hochofen. Die zweite Erklärung auf die Materialität der Rohstoffe, insbesondere auf ihre Verteilung und physikalischen Eigenschaften. Die dritte Perspektive rückt die ökonomische Rationalität der Akteure in den Mittelpunkt. Insbesondere die in den ersten beiden Erklärungsmodellen präsentierten Faktoren müssen allerdings neu angegangen werden, liegt ihnen in der Forschungsliterartur der 1960er bis 1980er Jahre eine recht naive Vorstellung von Praktiken und Materialität zu Grunde.

Literatur (Auswahl):

Rainer Fremdling, Technologischer Wandel und internationaler Handel im 18. und 19. Jahrhundert. Die Eisenindustrien in Grossbritannien Belgien Frankreich und Deutschland, Berlin 1986.

William O. Henderson, Britain and industrial Europe 1750-1870. Studies in British influence on the industrial revolution in Western Europe, Liverpool 1954.

David S. Landes, The unbound Prometheus. Technological change and industrial development in Western Europe from 1750 to the present, Cambridge 1969.

Sidney Pollard, Peaceful conquest. The industrialization of Europe 1760-1970, New York 1981.

EAUH 2016: Call for Sessions

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Der Call for Sessions für die nächste Tagung der European Association for Urban History in Helsinki vom 24.-27.8.2016 ist eröffnet. Noch bis 1. März 2015 können Vorschläge für Sektionen eingereicht werden. Für die angenommen Sektionen können dann in einer zweiten Phase zwischen Juni und Oktober 2015 Beiträge von den Organisatoren der Sektionen eingeworben werden.

Mehr zur Tagung und zum Call for Sessions