DFG-Netzwerk „Stoffgeschichte“ bewilligt

Die DFG hat meinen Antrag auf Förderung eines Wissenschaftlichen Netzwerks zum Thema „Stoffgeschichte“ bewilligt. Finanziert werden in den nächsten drei Jahren insgesamt sechs Arbeitstreffen und Tagungen sowie die Publikation eines Handbuchs zur Stoffgeschichte, das voraussichtlich 2022 erscheinen wird.

Mehr zu dem Netzwerk und den Kolleginnen und Kollegen, die dabei mitmachen, in Kürze.

Aus der Zusammenfassung des Antrags:
„Die Forschung zur Geschichte einzelner Stoffe (als Rohstoffe, Werkstoffe, Wirkstoffe, Nahrungs- und Genussmittel etc.) hat in den letzten Jahren eine neue Konjunktur erfahren. Ausgehend von den Material Culture Studies einerseits und den Science and Technology Studies andererseits werden Stoffe nicht mehr bloß als externalisierte und gegebene Rahmenbedingungen menschlichen Handels betrachtet, sondern es wird nach ihrer Konstituierung und Wirkmächtigkeit gefragt. Damit leistet die Stoffgeschichte einen wesentlichen Beitrag zu einem breiteren „material turn“ in den Gesellschafts- und Kulturwissenschaften. Zugleich ist dieses Forschungsfeld aber noch schwach konturiert und durch eine außerordentliche Heterogenität geprägt. „Stoffgeschichte“ fungiert bisher als loser Sammelbegriff, einen Überblick über Erkenntnisinteressen und Methoden der Stoffgeschichte gibt es nicht.
Ziel des wissenschaftlichen Netzwerkes ist es, eine Gegenstandsbestimmung der Stoffgeschichte zu erarbeiten, die für unterschiedliche historische Erkenntnisinteressen anschlussfähig ist und die Verständigung über methodische Zugänge erleichtert. Ausgangspunkt ist eine vorläufige Arbeitsdefinition, nach der sich die Stoffgeschichte mit dynamischen Wechselwirkungen zwischen Stoffen und gesellschaftlichen Entwicklungen befasst. Sie orientiert sich an aktuellen theoretischen Debatten zu Formen sozio-materieller Verflechtungen (ANT, historische Praxeologie etc.). Das Netzwerk nimmt aus dieser Perspektive bestehende Narrative rund um die Geschichte von Stoffen in den Blick (Kulturen des Stoffgebrauchs, Stoffwissen und Innovation, Endlichkeit von Stoffen, Lebenswege von Stoffen, Stoffströme und Ungleichheit, Schäden durch Stoffe). Diese Narrative werden auf Überschneidungen und Differenzen hin befragt, um daran die verschiedenen Erkenntnisinteressen und methodischen Zugänge zu diskutieren und in Beziehung zueinander zu setzen.
Der gewählte Ansatz dient nicht nur dazu, die am Netzwerk beteiligten Forschungsbereiche der Wissens-, Medizin-, Konsum-, Technik-, Umwelt-, und Wirtschaftsgeschichte zu einer profilierten Stoffgeschichte zu verbinden. Er ermöglicht auch eine geschichtswissenschaftlich fundierte Interaktion mit angrenzenden kultur-, gesellschafts- und naturwissenschaftlichen Disziplinen und trägt der gesellschaftlichen Relevanz des Forschungsfeldes Rechnung.“