Historikertag 2018

Zurück vom Historikertag in Münster. Mein besonderer Dank gilt meinen Mitstreiterinnen und Mitstreitern der Sektion „‚Materialität‘. Konzepte und Erkenntnispotenzial jenseits der Geschichte der materiellen Kultur“. Wir haben vier inspirierende Vorträge und einen hervorragenden Kommentar gehört:

  • Achim Landwehr (Düsseldorf): Zeit der Materialität – Materialität der Zeit. Geschichtstheoretische Erkundungen
  • Hedwig Richter (Hamburg): Menschenrechtsdinge. Materielle Bedingungen von Individualisierungsprozessen um 1800
  • Stefanie Gänger (Köln): Materia Medica in der iberischen Welt. Materialität in der Globalgeschichte des Wissens, 1750 – 1820
  • Sebastian Haumann (Darmstadt): Rohstoffe und Gefahrenstoffe. Materialität als Herausforderung der Umweltgeschichte
  • Sigrid Köhler (Tübingen): Kommentar

Die Sektion war mit etwa 50 Zuhörer/innen gut besucht. Auch die anschließenden Gespräche waren sehr konstruktiv und haben gezeigt, dass die theoretische Auseinandersetzung mit „Materialität“ in den Geschichtswissenschaften weiter geführt werden muss. Vor allem hat die Sektion deutlich gemacht, dass es sinnvoll ist, diese Diskussion breiter zu führen, als dies bisher oft geschieht. D.h. insbesondere den Dialog zwischen verschiedenen Subdisziplinen und Erkenntnisinteressen zu vertiefen, so wie wir es hier auch versucht haben.

Daneben gab es natürlich noch viele andere spannende Sektionen und auch die Mitgliederversammlung des VHD war dieses mal ausgesprochen interessant.

Besonders interessant für unser Projekt zu den Großsiedlungen der 1970er Jahre war die Sektion „Urban distinctions. Praxeologische Perspektiven auf Segregation und Nachbarschaftlichkeit im Westeuropa des 20. Jahrhunderts“, die von Christiane Reinecke organisiert worden war. Einen etwas ausführlicheren Bericht dazu habe ich hier verfasst: grossiedlungen.org.

Historikertag 2018: Sektion „Materialität“

Da in den letzten Wochen verschiedene Ankündigungen für Sektionen des Historikertags 2018 veröffentlicht wurden, wollte ich gerne auch auf die von mir organisierte Sektion „‚Materialität‘. Konzepte und Erkenntnispotenzial jenseits der Geschichte der materiellen Kultur“ hinweisen.

Abstract:
„Materialität“ hat Konjunktur und ist in der geschichtswissenschaftlichen Forschung zugleich noch ein weithin unterbestimmter Begriff. In seinem allgemeinen Gebrauch wird der Begriff durch die Forderung, die Dinglichkeit der Welt „ernst zu nehmen“, definiert. Das reicht nicht aus und ist auch Grund dafür, warum „Materialität“ mitunter als Modewort abgetan wird. Dabei hat die Zahl der Studien, die „Materialität“ konzeptionell für Forschungsbereiche jenseits der etablierten Geschichte der materiellen Kultur nutzbar machen, in den vergangenen Jahren deutlich zugenommen. Ein erster Schwerpunkt liegt im Bereich der Medizin- und Wissensgeschichte und der damit eng verbundenen Umwelt- und Technikgeschichte. Einen zweiten Schwerpunkt bildet die Kritik an einem radikalen Konstruktivismus in der Geschlechterforschung, die für die Geschichte der Subjektivierung und der politischen Kultur relevant geworden ist. Drittens hat eine geschichtstheoretische Diskussion über den reflektierten Umgang mit der materiellen Qualität von Quellen neues Momentum aufgenommen. Bisher stehen die jeweiligen Konzepte von „Materialität“ aufgrund der heterogenen Erkenntnisinteressen recht unvermittelt nebeneinander. Mit dieser Sektion soll ein Versuch unternommen werden, Schnittmengen und Gemeinsamkeiten unterschiedlichster „Materialitäts“-Konzepte jenseits der etablierten Forschung zur Geschichte der materiellen Kultur auszuloten und für die empirische Arbeit nutzbar zu machen. Die Sektion bringt bewusst heterogene Beiträge zusammen, um eine weiterführende Debatte über das weite Bereiche der Geschichtswissenschaften verbindende Potenzial des Theorieangebots anzustoßen.

Programm:
Achim Landwehr (Düsseldorf): Zeit der Materialität – Materialität der Zeit. Geschichtstheoretische Erkundungen
Hedwig Richter (Hamburg): Menschenrechtsdinge. Materielle Bedingungen von Individualisierungsprozessen um 1800
Stefanie Gänger (Köln): Materia Medica in der iberischen Welt. Materialität in der Globalgeschichte des Wissens, 1750 – 1820
Sebastian Haumann (Darmstadt): Rohstoffe und Gefahrenstoffe. Materialität als Herausforderung der Umweltgeschichte
Sigrid Köhler (Tübingen): Kommentar

Die Sektion findet satt am Donnerstag, den 27.9.2018 um 11:00–13:00, Raum JO1

Weitere Informationen zum Historikertag 2018

Historikertag 2014

Zurück vom Historikertag 2014 in Göttingen (http://www.historikertag.de/Goettingen2014/).

Zwei Sektionen waren für mich gleichermaßen wichtig wie anregend: „Wertsachen. Gewinn und Verlust im „global life of things““ und „Die Materialität der Geschichte. Dinge als Signaturen ihrer Epoche“. In beiden Sektionen ist aus meiner Sicht deutlich geworden, wie sehr es immer noch um Objekte, insbesondere von Menschen manipulierte und meist komplexe Artefakte geht, wenn von „Materialität“ die Rede ist. Die Debatte ist zwar inzwischen, vor allem Dank ANT, über die Konzeptionierung von Objekten als reine Bedeutungsträger hinausgegangen. Viele der Beiträge der Sektionen haben zumindest versucht aufzuzeigen, worin eine „agency“ der Objekte liegen könnte und inwieweit von einer „agency“ zu sprechen ist. Insofern baut man hier die Pfade der Erforschung „Materieller Kultur“ allmählich aus. Was aber noch nicht geschieht, jedenfalls nicht in diesen beiden Sektionen des Historikertages, ist, dass die physikalischen Eigenschaften der Objekte systematisch berücksichtigt werden – das bleibt meist oberflächlich und wenig reflektiert. Auch der Verweis auf die naturwissenschaftlichen Nachbarwissenschaften führt eigentlich eher dazu, dass kein eigenständiger geschichtswissenschaftlicher Zugang, in Fortführung der historisch-kritischen Methode, entwickelt wird. Trotzdem war vor allem die Sektion zum „global life of things“ die produktivste, die ich bisher auf einem Historikertag erlebt habe: es wurde kontrovers über die zukünftige Forschung diskutiert.

VHD-Konferenz: Neue Wege im deutschen Hochschulsystem

Der Verband der Historiker und Historikerinnen Deutschlands veranstaltet am 10. Juni 2014 eine Konferenz „Neue Wege im deutschen Hochschulsystem. Nachwuchsförderung – Familie und Hochschulberuf – wissenschaftliche Qualität“. In der Ankündigung werden wichtige Fragen gestellt. Grundsätzlich freue ich mich, dass der VHD sich zu diesen Fragen positioniert. Ich bin gespannt auf den output und Wirkung dieser Tagung.
mehr Infos zur Tagung…