Digitale Lehre im Sommersemster 2020 mit Transkribus

Im Zuge der Vorbereitungen auf das digitale Sommersemester 2020 habe ich ein Seminar konzipiert, das mit dem Editionstool Transkribus arbeitet. Transkribus ist eine frei verfügbare Software, die im Rahmen des Projekts READ entwickelt wurde und den Standards der digitalen Quellenedition entspricht. Mich haben die Funktionen des Programms überzeugt, mit denen es auch ohne große Programmierkenntnisse bequem möglich ist, Quellen überprüfbar und standardkonform zu transkribieren und zu annotieren. Es ist meiner Einschätzung nach gut für den Einsatz in der Lehre geeignet. Für das Seminar, in dem wir kollaborativ an einer Quelle arbeiten wollen, ist es zudem entscheidend, dass es möglich ist, gemeinsam an einer Quelle zu arbeiten, sie zu transkribieren und zu edieren.

Wir werden Transkribus zusammen mit den Möglichkeiten, die die Lehrplattform moodle bietet, nutzen, um die digital vorliegende „Statistik und Beschreibung des Amtes Hilchenbach im Jahr 1782 (verfasst durch den Hilchenbacher Amtmann Johann Henrich Schenck)“ (Landesarchiv NRW, Abt. Westfalen, E 403 (Fürstentum Siegen, Oranien-Nassauische Behörden, Zentralbehörden in Dillenburg), I A 9) zu erschließen. Damit soll das Seminar einerseits einen Einblick in die Sozial- und Wirtschaftsgeschichte des 18. Jahrhunderts geben und mit dem Quellentypus der „statistischen Beschreibung“ vertraut machen. Andererseits soll es Kompetenzen im Umgang mit tools der Digital Humanities vermitteln.

Habilitationsvortrag

Am kommenden Donnerstag, den 16.2.2017 werde ich meinen Habilitationsvortrag mit dem Titel „Non-Importation. Konsumverhalten als politisches Instrument der nordamerikanischen Unabhängigkeitsbewegung, 1763-1775“ halten. Mit dem Vortrag bewege ich mich nun endlich auch einmal in das 18. Jahrhundert und so ein bisschen in Richtung Frühe Neuzeit. Zudem bewege ich mich damit auch konzeptionell in einem für mich neuen Bereich. Das gemeine an dem Habilitationsvortrag ist nur, dass man für die Vorbereitung bloß zwei Wochen Zeit hat. Das reicht nicht wirklich, um tiefgreifend zu recherchieren. Aber dafür habe ich ja nach dem Habilvortrag ganz viel Zeit.

Einführung in die Arbeit mit Quellen zur Umweltgeschichte der Frühindustrialisierung

In meinem Seminar (Umweltgeschichte der Industrialisierung) haben wir zu Letzt eine Reihe von archivalischen Quellen aus dem früh industrialisierten Siegerland gelesen. Aus diesem Quellenmaterial kann man mit den Studierenden hervorragend herausarbeiten, dass es bereits im 18. Jahrhundert Konflikte um Umweltverschmutzung und begrenzte Ressourcen gab – allen voran die auch in der Forschung breit diskutierte „Holznot“. So verlangte etwa die Oranien-Nassauische Regierung des Fürstentums Siegen 1779 ein Gutachten zu der Frage, „ob das Grubenholz von je her in einem solchen hohen Preise, wie gegenwärtig gestanden habe, oder ob es nach und nach und wann erhöhet worden sey und so weiter.“ Dieses Gutachten ist nicht nur überliefert, sondern liegt inzwischen auch als Digitalisat der Bestände des Landesarchivs NRW (Westfalen) online vor (Fürstentum Siegen, Oranien-Nassauische Behörden, Nr. I A 129, Digitalisat im DFG-Viewer).

Da es nicht nur Ziel des Seminars ist, etwas über Umweltkonflikte im Zusammenhang mit der Industrialisierung zu erfahren, sondern auch den Umgang mit archivalischen Quellen zu vertiefen, haben wir einige Stücke aus dieser digitalisierten Akte gemeinsam transkribiert. Hilfreich war zur Vorbereitung das Internetangebot Geschichte Online und hier insbesondere die „Ersten Schritte im Kurrent-Lesen„. Im weiteren Verlauf des Semesters werden wir das Kurrentschriftlesen und -transkribieren an weiteren Quellen aus dem digitaisierten Bestand einüben, die wir dann auf umweltgeschichtliche Fragen hin interpretieren können.

Lehrformat im Seminar

Heute letzte Sitzung eines sehr erfolgreichen Seminars „Die Gründung der USA“ im Sommersemester 2014. Perfekte Lehrvoraussetzungen: eine diskussionsfreudige Gruppe von 12 Studierenden. Und ein gutes Konzept. Nach vier einführenden Sitzungen, in denen wir verschiedene Handbuchtexte besprochen haben, haben wir für den Rest der Sitzungen auf die sonst obligatorischen Referate verzichtet. Stattdessen mussten die Studierenden jeweils eine Woche vor „ihrer“ Sitzung eine einseitige Ideenskizze mit Fragestellung, Literaturlage und möglichen Quellen einreichen und dazu einen passenden Aufsatz aus dem Blackwell „Companion to the American Revolution“. Die Beiträge aus dem „Companion“ haben sich als für diesen Zweck gut geeignet erwiesen: sie sind relativ kurz (meist 5-10 Seiten), pointiert und dicht geschrieben und beleuchten alle wesentlichen Aspekte der Amerikanischen Unabhängigkeit.  So hatten wir in jeder Sitzung neben der Ideenskizze eine fundierte Diskussionsgrundlage, auf die sich alle Teilnehmer bei der Besprechung der Ideenskizzen beziehen konnten. Auf dieser Grundlage konnten alle Ideenskizzen in der gemeinsamen Diskussion so weit verbessert werden, dass die Studierenden nun (hoffentlich) alle sehr gute Hausarbeiten verfassen können – nach dem Seminarverlauf gehe ich jedenfalls davon aus. Insgesamt ein gelungenes Experiment mit dem Lehrformat „Seminar“, das ich in kommenden Semestern auf jeden Fall wieder aufgreifen werde.