Stoffgeschichte

Stoffe – insbesondere Rohstoffe – sind seit jeher ein Thema der historischen Forschung. Die Perspektiven auf Stoffe haben sich jedoch immer wieder verändert und einiges spricht dafür, dass die Auseinandersetzung mit Stoffen eine neue Konjunktur in der Geschichtswissenschaft erfährt. Nach der längere Zeit dominanten kulturgeschichtlichen Ausrichtung, fokussiert die Forschung wieder stärker auf die Materialität von Stoffen, ohne jedoch zu vergessen, dass die Reflexion über Materialität kulturell konstruiert war und ist. Die Stoffgeschichte entwickelt deshalb ein theoretisch kohärentes Konzept, in dem einerseits die Nutzung von Rohstoffen mit der kulturellen Konstruktion angenommener Wirkungszusammenhänge erklärt werden kann, in dem andererseits stoffliche Eigenschaften die Rohstoffnutzung zwar nicht determinieren, aber doch entscheidend wirksam werden.

Ein Schwerpunkt der Stoffgeschichte liegt auf der Industrialisierung seit dem 18. Jahrhundert. Mit der Industrialisierung begann ein tiefgreifender und bis heute fortwirkender wirtschaftlicher, technologischer, sozialer und ökologischer Wandel, der ohne den immer weiter wachsenden Verbrauch von Rohstoffen nicht denkbar ist. Um diesen Wandel zu untersuchen, verbindet die Stoffgeschichte umwelt-, wirtschafts-, technik- und wissensgeschichtliche Perspektiven.

Forschungsprojekte

Publikationen

Monografie
  • Sebastian Haumann: Kalkstein als „kritischer“ Rohstoff. Eine Stoffgeschichte der Industrialisierung, 1840-1930, Bielefeld 2020.
Themenheft
  • Sebastian Haumann, Nora Thorade und Reinhold Reith (Hrsg.) Rohstoffräume / Sites of Resource Extraction (=Jahrbuch für Wirtschaftsgeschichte 57/1), 2016.
Aufsätze
  • Sebastian Haumann: „Critical” and Scarce? The Remarkable Career of Limestone, 1850-1914, in: European Review of History27 (2020), S. 273-293.
  • Sebastian Haumann: Viruses, Practices and Perception, in: Journal for the History of Environment and Society 5 (2020), S. 151-158.
  • Sebastian Haumann: Materiality and Practice Theory, in: Sebastian Haumann, Martin Knoll und Detlev Mares (Hrsg.): Concepts of Urban-Environmental History, Bielefeld 2020, S. 51-64.
  • Sebastian Haumann: Zwischen „Nachhaltigkeit“ und „Anthropozän“. Neue Tendenzen in der Umweltgeschichte, in: Neue Politische Literatur 64 (2019), S. 295-326.
  • Sebastian Haumann: Towards a Historical Understanding of Critical Raw Materials. Suggestions from a History of Technology Perspective, in: GAiA 27 (2018), S. 373-378.
  • Sebastian Haumann: „Kritische Rohstoffe“, in: Jens Ivo Engels (Hrsg.): Was heißt Kritikalität? Zu einem Schlüsselbegriff der Debatte um Kritische Infrastrukturen, Bielefeld 2018, S. 97-122.
  • Sebastian Haumann: Konkurrenz um Kalkstein. Rohstoffsicherung der Montanindustrie und die Dynamik räumlicher Relationen um 1900, in: Jahrbuch für Wirtschaftsgeschichte 57/1 (2016), S. 29-58.
  • Sebastian Haumann und Nora Thorade: Rostoffräume. Räumliche Relationen und das Wirtschaften mit Rohstoffen, in: Jahrbuch für Wirtschaftsgeschichte 57/1 (2016), S. 1-7.
  • Sebastian Haumann: Ubiquitous Mining. The Spatial Patterns of Limestone Quarrying in Late Nineteenth-Century Rhineland, in: Rachel Carson Center Perspectives 2012/10, S. 59-70.
Quellen