Rheinisch-Westfälische Kalkwerke, Abteilung Gruiten, Bruch IIIa

Der Bruch IIIa im November 2014, Foto: Haumann
Der Bruch IIIa im November 2014, Foto: Haumann

Der Bruch IIIa der Gruitener Abteilung der Rheinisch-Westfälischen Kalkwerke muss in den ersten Betriebsjahren kurz nach 1900 ein extrem gefährlicher Arbeitsplatz gewesen sein. Die Berichte über Arbeiter, die hier Unfälle erlitten, sind zahlreich, so etwa im Kreisblatt für den Kreis Mettmann vom 22.5.1906: Am Samstag stürzte in Bruch III […] der Arbeiter Z. aus Vohwinkel 22 Meter tief ab und erhielt vielfache äußerliche Verletzungen, glücklicherweise keine lebensgefährliche“. Für viele endeten solche Unfälle aber auch tödlich. Es waren die hohen Abbauwände, die als Ursache ausgemacht wurden, denn die gesetzlichen Abbauregeln wurden vermeintlich befolgt. Der zuständige Gewerbeinspektor Fröhlich berichtete dem Landrat des Kreises Mettmann im November 1904:

„Der Bruch 3a der Bergischen Dolomit- und Weisskalkwerke in Ehlenbeck wird in einer Strosse von ungefähr 20m Höhe betrieben. Da das Gestein massig und unzerklüftet ist, so steht diese Abbaumethode weder in Widerspruch zu den Bestimmungen des § 6d der Polizeiverordnung vom 20. Nov. 1895 über die Anlage und den Betrieb von Steinbrüchen und Gräbereien, noch dem § 6 der Unfall-Verhütungs-Vorschriften der Steinbruchsberufsgenossenschaft. Die Betriebsverwaltung ist auch nach Kräften durch eine scharfe Aufsicht, sowie durch reichliche Anbringung von Notseilen bemüht gewesen, den Abbau des Gesteins möglichst unfallsicher zu gestalten. Bezüglich der letzten beiden tödlichen Unfälle kann auch weder der Betriebsverwaltung noch den Aufsehern der Vorwurf strafbarer Unterlassungen gemacht werden. Trotzdem muß ein ursächlicher Zusammenhang zwischen der großen Abbau-Höhe und der großen Zahl der tötlichen Unfälle (8) in diesem Bruch angenommen werden.“(LANRW(R), BR 0034, 270).

Der Bruch IIIa gehörte vermutlich zu denjenigen Kalksteinbrüchen, die bereits während der Weltwirtschaftskrise Anfang der 1930er Jahre wieder geschlossen wurden. Besichtigt man den Bruch heute, lässt sich trotzdem immer noch ein wenig von den dramatischen Ereignissen kurz nach 1900 erahnen.

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Einführung in die Arbeit mit Quellen zur Umweltgeschichte der Frühindustrialisierung

In meinem Seminar (Umweltgeschichte der Industrialisierung) haben wir zu Letzt eine Reihe von archivalischen Quellen aus dem früh industrialisierten Siegerland gelesen. Aus diesem Quellenmaterial kann man mit den Studierenden hervorragend herausarbeiten, dass es bereits im 18. Jahrhundert Konflikte um Umweltverschmutzung und begrenzte Ressourcen gab – allen voran die auch in der Forschung breit diskutierte „Holznot“. So verlangte etwa die Oranien-Nassauische Regierung des Fürstentums Siegen 1779 ein Gutachten zu der Frage, „ob das Grubenholz von je her in einem solchen hohen Preise, wie gegenwärtig gestanden habe, oder ob es nach und nach und wann erhöhet worden sey und so weiter.“ Dieses Gutachten ist nicht nur überliefert, sondern liegt inzwischen auch als Digitalisat der Bestände des Landesarchivs NRW (Westfalen) online vor (Fürstentum Siegen, Oranien-Nassauische Behörden, Nr. I A 129, Digitalisat im DFG-Viewer).

Da es nicht nur Ziel des Seminars ist, etwas über Umweltkonflikte im Zusammenhang mit der Industrialisierung zu erfahren, sondern auch den Umgang mit archivalischen Quellen zu vertiefen, haben wir einige Stücke aus dieser digitalisierten Akte gemeinsam transkribiert. Hilfreich war zur Vorbereitung das Internetangebot Geschichte Online und hier insbesondere die „Ersten Schritte im Kurrent-Lesen„. Im weiteren Verlauf des Semesters werden wir das Kurrentschriftlesen und -transkribieren an weiteren Quellen aus dem digitaisierten Bestand einüben, die wir dann auf umweltgeschichtliche Fragen hin interpretieren können.

Stadtbausteine Wohnen

Am vergangenen Donnerstag und Freitag fand der erste Block des Projektseminars „Stadtbausteine Wohnen“ statt. An dem Seminar sind auch Kolleginnen und Kollegen aus dem Fachbereich Architektur, dem Fachgebiet Landmanagement und Fachgebiet Immobilienwirtschaft und Baubetriebswirtschaftslehre beteiligt. Auch die Studierenden kommen aus den beteiligten Fächern.

Die Idee der Lehrveranstaltung ist, dass Studierende unterschiedlicher Fächer gemeinsam verschiedene „Bausteine“ der Darmstädter Stadtentwicklung analysieren: angefangen bei der (zerstörten) Altstadt über die Mathildenhöhe bis hin zu den Konversionsprojekten der letzten Jahrzehnte. Immer soll am konkreten Beispiel nach dem Entstehungsbedingungen, der Nutzung, der Veränderung von Nutzung und der Gestaltung gefragt werden. Wichtig ist, dass sich die Kompetenzen der der beteiligten Fachdisziplinen ergänzen, dass es also möglich wird, die gestalterischen Qualitäten mit der ursprünglichen Planung und Nutzung der „Bausteine“ in Zusammenhang zu bringen und schließlich daraus auch Vorschläge zum zukünftigen Umgang mit diesen „Bausteinen“ zu entwickeln.

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