Konstruktivismus und „postfaktische“ Argumentationsschleifen

Am 15.12.2016 war in der ZEIT ein Artikel von Michael Hampe zu lesen (zum Artikel), in dem er über die Parallelen des kulturwissenschaftlichen Konstruktivismus und den sogenannten „postfaktischen“ Argumentationsmustern schreibt, die in letzter Zeit von Konservativen und Rechten benutzt werden. Der Artikel ist polemisch überspitzt und vereinfacht stark, aber ich finde ihn trotzdem lesenswert, weil er auf einen Zusammenhang hinweist, der mir schon seit einiger Zeit zu denken gibt. Meine Versuche, die Bedeutung von „Materialität“ zu fassen und geschichtswissenschaftlich zu untersuchen, zielen auf dieses Problem. Sicherlich, gesellschaftliches Wissen und Vorstellungen über so unterschiedliche Dinge wie Gesellschaft oder Stoffe sind konstruiert – hinter diese Grundannahme wird die geisteswissenschaftliche Forschung nicht zurück können. Aber jenseits dieser Konstruktionen existieren Phänomene, auf die sich die Konstruktion bezieht. Konstruktionen sind nicht beliebig, darauf sollte der geisteswissenschaftliche Diskurs wieder mehr eingehen, wenn er nicht die Vorlage für „postfaktische“ Argumentationsschleifen liefern will. Lösungen bietet Hampe in der ZEIT nicht an, nicht einmal andeutungsweise. Für mich besteht eine mögliche Lösung darin, den Fokus geisteswissenschaftlicher Forschung auf die Wechselwirkung zwischen Konstruktionen und „faktischen“ Bedingungen zu legen, mit denen sie verflochten sind.

Geschichte der Kleinwasserkraft

Mein Kollege Christian Zumbrägel informiert jetzt in seinem neuen blog über sein Promotionsprojekt „Geschichte der Kleinwasserkraft“. Ich freue mich darauf, in Zukunft über die Zwischenergebisse und kleinen Ausschnitte aus dem Fortgang des Projekts auf dem neuen blog zu lesen (falls wir mal nicht die Gelegenheit haben, bei einem Kaffee darüber zu sprechen).

Zum blog „Geschichte der Kleinwasserkraft“

SFB „Schwächediskurse und Ressourcenregime“

An der Universität Frankfurt ist ein neuer DFG Sonderforschungsbereich „Schwächediskurse und Ressourcenregime“ gestartet. Der Ressourcenbegriff ist dabei bewusst sehr weit gefasst – es gaht explizit nicht nur um Rohstoffe. Aber es geht eben auch um Rohstoffe als Ressourcen. Gerade in Verbindung mit der Untersuchung von Diskursen über „Schwäche“ scheint mir das Projekt sehr spannend zu werden. Oft ist es die Vorstellung davon, im Zugriff auf Rohstoffe benachteiligt zu sein oder von einer Entwicklung abgehängt zu werden, die den Umgang mit Rohstoffen verändert. Das gilt sogar nicht nur für Dikurse, die die relative Schwäche – etwa gegenüber anderen Staaten – thematisieren, sondern letztlich auch für globale Diagnosen, wie die „Holznot“ des 18. und 19. Jahrhunderts oder der Endlichkeitsdebatte, die seit den 1970er Jahren geführt wird. Insofern bin ich sehr darauf gespannt, was der SFB in den nächsten Jahren hervorbringt.

Leider gibt es bisher nur eine Pressemitteilung der Uni Frankfurt, eine eigene Homepage des SFB scheint noch nicht zu existieren.