Das topologische Manifest

Im Rahmen der Abschlusskonferenz des Graduiertenkollegs „Topologie der Technik“, das vom 18.-20.3.2015 in Darmstadt stattfand, wurde das „Topologische Manifest“ präsentiert und diskutiert. Das Manifest verspricht, die Erkenntnisse der Arbeit des Graduiertenkollegs zu bündeln – angesichts der Heterogenität der Themen und der beteiligten Disziplinen eine Herausforderung. Im Kern geht es im Manifest darum, Ansätze, die Raum als relationales Gefüge verstehen, um die Rolle von „Technik“ zu erweitern bzw. zu konkretisieren. Anstatt dieses Argument aber konsequent zuzuspitzen, verzettelt sich das Manifest ein wenig in der Darstellung verschiedener „Räume“, in denen Technik eine evidente Rolle spielt: „Sicherheitsräume“, „Regierungsräume“, „Transport- und Mobilitätsräume“, usw.  Gerade im Sinne des Charakters als „Manifest“ hätte ich mir aber eine stärkere thesenhafte Konzentration auf möglichst allgemeingültige Aussagen gewünscht.

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Historikertag 2014

Zurück vom Historikertag 2014 in Göttingen (http://www.historikertag.de/Goettingen2014/).

Zwei Sektionen waren für mich gleichermaßen wichtig wie anregend: „Wertsachen. Gewinn und Verlust im „global life of things““ und „Die Materialität der Geschichte. Dinge als Signaturen ihrer Epoche“. In beiden Sektionen ist aus meiner Sicht deutlich geworden, wie sehr es immer noch um Objekte, insbesondere von Menschen manipulierte und meist komplexe Artefakte geht, wenn von „Materialität“ die Rede ist. Die Debatte ist zwar inzwischen, vor allem Dank ANT, über die Konzeptionierung von Objekten als reine Bedeutungsträger hinausgegangen. Viele der Beiträge der Sektionen haben zumindest versucht aufzuzeigen, worin eine „agency“ der Objekte liegen könnte und inwieweit von einer „agency“ zu sprechen ist. Insofern baut man hier die Pfade der Erforschung „Materieller Kultur“ allmählich aus. Was aber noch nicht geschieht, jedenfalls nicht in diesen beiden Sektionen des Historikertages, ist, dass die physikalischen Eigenschaften der Objekte systematisch berücksichtigt werden – das bleibt meist oberflächlich und wenig reflektiert. Auch der Verweis auf die naturwissenschaftlichen Nachbarwissenschaften führt eigentlich eher dazu, dass kein eigenständiger geschichtswissenschaftlicher Zugang, in Fortführung der historisch-kritischen Methode, entwickelt wird. Trotzdem war vor allem die Sektion zum „global life of things“ die produktivste, die ich bisher auf einem Historikertag erlebt habe: es wurde kontrovers über die zukünftige Forschung diskutiert.

Tagungsbericht „Dominanz durch Dinge?“

Auf H-Soz-u-Kult ist heute ein Bericht von Florian Schleking über die Tagung „Dominanz durch Dinge? Zum Verhältnis von sozialen Asymmetrien und Materialitäten aus historischer Perspektive“ des Arbeitskreises Geschichte+Theorie erschienen. Ich war mit einem Beitrag zur „sozialen Relevanz der physikalischen Eigenschaften von Kalkstein“ daran beteiligt. Der Vortrag war ein Experiment, das mich in meinem Forschungsprojekt wieder einen Schritt weiter gebracht hat. Es ging mir darum auszuloten, wie weit praxistheoretische Ansätze tragen können, um das Entstehen bzw. die Verstetigung sozialer Strukturen zu erklären. Inzwischen habe ich die Einsichten, die ich in der Diskussion auf der Tagung gewonnen habe, auch in mein Manuskript eingearbeitet. Aber auch darüber hinaus war es eine sehr diskussionsintensive Tagung, die Ende Februar stattgefunden hat. Davon zeugt auch der jetzt erschienene Tagungsbericht: viele neue Ideen und neue Kontakt. Ich selber habe von dieser Tagung noch viel mehr mitgenommen als man in einem Tagungsbericht wiedergeben könnte.

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