Tagung „Historisch, praktisch, gut?“

Gestern (22.2.2016) war ich auf einem Kurzbesuch in Köln. Susanne Schregel und David Sittler hatten dort die Tagung „Historisch, praktisch, gut? Potenziale und Grenzen praxeologischer Ansätze für die Geschichtsschreibung zum 19. und 20. Jahrhundert“ organisiert.

Die aktuellen Diskussionen um eine historische Praxeologie, um die es auch bei dieser Tagung ging, nehmen langsam Kontur an. Auch wenn die Beiträge zu dieser Tagung recht heterogen waren, hat sich für mich doch das große Interesse an neuen theoretischen Perspektiven in den Geschichtswissenschaften gezeigt. Eine historische Praxeologie könnte ein solches Theorieangebot sein, mit dem wir in Zukunft Geschichte neu analysieren und interpretieren können. Noch scheint mir da aber viel Diskussionsbedarf zu bestehen – insofern war die Tagung in Köln ein wichtiger Schritt. Mir fiel besonders auf, dass vor allem zwei Aspekte noch unklar bzw. noch zu wenig reflektiert sind. Zum einen die Frage, welche neuen Erkenntnisse oder Sichtweisen die historische Praxeologie liefern könnte. Das erfordert aus meiner Sicht, Fragestellungen zu identifizieren, die bisher nicht zufriedenstellend beantwortet werden konnten, oder die sich aus aktuellen Problemen ergeben – solche Fragestellungen gibt es zu genüge, noch aber werden sie selten explizit erörtert. Zum anderen wird Materialität noch nicht wirklich ernsthaft konzeptionell eingebunden, obwohl die Theoriebildung dies eigentlich erfordert. Sofern nicht gerade mit Banalitäten argumentiert wird, kommt Materialität bisher oft als Materialität des Mediums daher und untersucht werden Praktiken als Diskurse. Das reicht aus meiner Sicht noch nicht aus, wenn man das Potenzial der historischen Praxeologie voll ausschöpfen möchte. Die Kölner Tagung war aber eine gute Gelegenheit, über diese Fragen nochmal zu sprechen und die Diskussion ein Stück weit voranzutreiben.

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