Marie Skłodowska-Curie Fellow am Centre for Urban History in Antwerpen

Seit Anfang Mai 2021 bin ich offiziell als Marie Skłodowska-Curie Fellow am Centre for Urban History der Universiteit Antwerpen. In den kommen beiden Jahren werde ich nicht nur in, sondern auch über Antwerpen forschen. In meinem Projekt „Mapping Practices under Pressure. The Everyday Experience of Socio-Economic Change in Deindustrialising Cities, 1960-2000“ werde ich mich mit der Alltagsgeschichte der südlichen, industriell geprägten Stadtteile Antwerpens in den letzten 50 Jahren beschäftigen. Das Ziel sind jedoch in erster Linie methodische Innovationen zwischen den Digital Humanities und Citizen Science zu erproben.

Einen ersten Überblick über mein Forschungsvorhaben werde ich am Centre for Urban History am 14.6. geben. Im Rahmen der middagseminarie werde ich das Paper „Experiences of the past. How to reconstruct local histories of deindustrialization“ präsentieren, in dem ich einige theoretische und methodische Grundlagen des Projekts diskutiere.

Stadtgeschichten

Seit Februar 2021 bloggen wir Stadtgeschichten unter stadthist.hypotheses.org

Der Blog richtet sich an Wissenschaftler/innen, die im Bereich der Stadtgeschichte forschen, an Praktiker/innen in Archiven und Museen, an Lehrer/innen sowie an die stadtgeschichtlich interessierte Öffentlichkeit. Der Blog stellt Forschungs- und Ausstellungsprojekte vor, um deren Sichtbarkeit zu erhöhen und den den Austausch über stadtgeschichtliche Themen zu fördern. Stadtgeschichten ist ein Kommunikationsangebot, das Wissenschaft, Praxis und Öffentlichkeit verbindet.

Stadtgeschichten wird von der Gesellschaft für Stadtgeschichte und Urbanisierungsforschung (GSU) auf hypotheses.org betrieben und herausgegeben von Jonas Albrecht , Florian Grafl, Daniela Hettstedt, Mathias Irlinger, Kathrin Meißner, Małgorzata Popiołek-Roßkamp, Ansgar Schanbacher, Olga Sparschuh und mir.

Quellenessay: Arbeitslosenzeitungen als Quellen zur Geschichte der Deindustrialisierung

Heute habe ich den ersten Beitrag im neuen Blog-Projekt der Gesellschaft für Stadtgeschichte und Urbanisierungsforschung (GSU) gepostet:

Arbeitslosenzeitungen als Quellen zur Geschichte der Deindustrialisierung, in: Stadtgeschichten (8.3.2021), https://stadthist.hypotheses.org/209.

Die Geschichte der Deindustrialisierung, die viele westeuropäische Städte zwischen den 1970er und 1990er Jahren prägte, ist aktuell eines der wichtigsten Themen der zeithistorischen Forschung. Denn Deindustrialisierung bezeichnet einen breiten Strukturwandel, der nicht nur die Wirtschaft betraf, sondern die gesamte Gesellschaft erfasste und den Alltag vieler Menschen veränderte. Auch der Charakter von Städten und Nachbarschaften, ihre Sozialstruktur und ihr Selbstverständnis waren davon betroffen, wenn klassische Industriebetriebe verschwanden und Arbeitsplätze verloren gingen.

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MSG 2/2020 „50 Jahre Moderne Stadtgeschichte“

Jetzt neu erschienen ist das Jubiläumsheft 2/2020 der Modernen Stadtgeschichte mit dem Themenschwerpunkt „50 Jahre Moderne Stadtgeschichte“

Im Jahr 2020 kann die Zeitschrift Informationen zur modernen Stadtgeschichte (IMS) / Moderne Stadtgeschichte (MSG) ihre Gründung vor 50 Jahren feiern. Im gleichen Gründungsjahr, 1970, fand auch erstmals eine Sektion zur Thematik der modernen Stadtgeschichte auf dem deutschen Historikertag statt. In engerem zeitlichen Zusammenhang damit ist auch die Etablierung des Instituts für vergleichende Städtegeschichte 1969 an der Universität Münster zu sehen. Wenige Jahre später wurde die Arbeitsgemeinschaft Die Alte Stadt ins Leben gerufen. Die Schwelle zu den 1970er Jahren zeigt sich also wissenschaftsgeschichtlich im Hinblick auf die Auseinandersetzung mit der historischen Stadt als eine produktive und neue Perspektiven eröffnende Periode. Im Jahr 2000, also vor 20 Jahren, wurde dann die Gesellschaft für Stadtgeschichte und Urbanisierungsforschung (GSU) gegründet, die mittlerweile die IMS/MSG wesentlich trägt.

Dieses Themenheft unterscheidet sich aus diesem Anlass vom üblichen Format der MSG-Hefte: Im Zentrum steht die historische Erinnerungsarbeit in eigener Sache sowie die Bestimmung von Positionen und Wegstrecken in Gesellschaft und Wissenschaft seit dieser so produktiven Periode um 1970. Das Heft wird daher, ausgehend von der Gründung der Zeitschrift IMS vor 50 Jahren, einen Rückblick auf den wissenschaftlichen und gesellschaftlichen Kontext der Stadtgeschichtsforschung vornehmen und den Blick nach vorn auf aktuelle Arbeitsfelder, derzeitige Leerstellen und Zukunftsaufgaben der modernen Stadtgeschichte richten.

Die Beiträge zeigen, wie sich die moderne Stadtgeschichte zu Anfang der 1970er Jahre aus der Sozialgeschichte heraus in der Wissenschaftslandschaft und der Gesellschaft etablierte und sich seitdem unter dem Eindruck der paradigmatischen Wenden (cultural turn, spatial turn etc.) sowie der thematischen Erweiterungen (urban environmental history) entwickelt hat. In dieser Geschichte spiegeln sich auch die großen wissenschaftspolitischen Trends, die die Stadtgeschichtsforschung gleichermaßen geprägt haben und die sie mit vorangetrieben hat. Dazu zählt die Expansion und Differenzierung des bundesdeutschen Wissenschaftssystems allgemein und der Geschichtswissenschaften im Besonderen, was vor allem in der Gründungsphase um 1970 günstige Rahmenbedingungen für die Moderne Stadtgeschichte bot. Von Anfang an spielte aber auch die Zusammenarbeit mit kommunalen Museen und Archiven eine zentrale Rolle – eine Anforderung, die aktuell wieder verstärkt an die historische Forschung herangetragen wird. Schließlich war und ist die internationale Orientierung ein Kennzeichen der deutschen Stadtgeschichtsforschung, die zu der starken europäischen Vernetzung innerhalb dieses Feldes beigetragen hat.

Inhalt
  • Sebastian Haumann / Dieter Schott: 50 Jahre Moderne Stadtgeschichte, S. 5-9.
  • Sebastian Haumann: Zwischen „Krise der Stadt“ und Sozialgeschichte. Auf dem Weg zur Modernen Stadtgeschichte, 1960-1975, S. 10-24.
  • Clemens Zimmermann (Red.) / Christian Engeli / Wolfgang Hofmann / Horst Matzerath / Jürgen Reulecke: Die Gründung der Stadtgeschichte als Disziplin. Zu den Anfängen der Informationen zur modernen Stadtgeschichte nach 1970, S. 25-43.
  • Dieter Schott: Moderne Stadtgeschichte im Spiegel der IMS in den 1970er Jahren, S. 44-52.
  • Martin Baumeister: Von der Sozialgeschichte zur Kulturgeschichte. Stadt und Stadtgeschichte in der deutschen historischen. Forschung seit den 1980er Jahren – Ein Round-Table-Gespräch mit Thomas Mergel, Ralf Roth und Adelheid von Saldern, S. 53-63.
  • Richard Rodger: Explorations in European urban history. Perspectives from Leicester, S. 64-85.
  • Marjaana Niemi: From national to transnational and global approaches. The contribution of the EAUH conferences, S. 86-94.
  • Christoph Bernhardt / Geneviève Massard-Guilbaud: Towards a new approach in urban history. The Round-Tables for Urban Environmental History (1998-2008), S. 95-103.
  • Harold Platt: Follow the flows. A brief history of transnational urban environmental history, S. 104-111.
  • Tim Soens: Urbanising nature. Why the Grounded Cities of the middle ages matter for the modern environmental history of the city, S. 112-129.
  • Tilman Harlander: Renaissance der Stadt – urban divide? Zum Verhältnis von Stadtplanung und Stadtgeschichte seit den 1970er Jahren, S. 130-138.
  • Heinz Reif: Voran auf Umwegen. Erinnerungen an die Gründung der GSU, S. 139-144.
  • Dorothee Brantz: Die GSU im Jahr 2020. Bestandsaufnahmen und Perspektiven, S. 145-151.
  • Rainer Liedtke: How “European” is the “European City”?, S. 152-156.
  • Gisela Mettele: Gender. Perspektiven für eine moderne Stadtgeschichte des 21. Jahrhunderts, S. 157-160.
  • Clemens Wischermann: Wirtschaft, S. 161-163.
  • Martin Knoll: The city and the countryside. Histories of blurred boundaries, S. 164-168.
  • Übersicht zu den Inhalten der IMS/MSG-Hefte 1970-2020, S. 169-173.

Workshop: Socio-Spatial Disparities (20.11.2020)

Am Freitag, den 20.11.2020 werde ich auf dem von Christoph Bernhardt und Marjaana Niemi organisierten Workshop „Exploring socio-spatial disparities in Western and socialist cities. Theoretical challenges and empirical insights“ einen Vortrag zu der Erfahrungsdimension sozialer Ungleichheit beitragen: „Disparities as Experience? How to reconstruct and interpret the perception of being left behind“. Darin werde ich vor allem einige konzeptionelle Ideen thesenartig zur Diskussion stellen. Auf jeden Fall freue ich mich sehr auf das virtuelle Wiedersehen mit vielen Kollegi*nnen, die ich sonst auf der EAUH Tagung in Antwerpen getroffen hätte.

Zum Workshopprogramm

MSG 2020/1 erschienen

Heft 1/2020 der Modernen Stadtgeschichte ist erschienen. Den Themenschwerpunkt „Spaces of Fear“ haben Mikkel Høghøj und Monika Motylinska herausgegeben. Außerdem ist dies das erste Heft, an dem ich als geschäftsführender Herausgeber mitbeteiligt war.

THEMENSCHWERPUNKT

Monika Motylinska / Mikkel Høghoj: Spaces of fear in European cities of the 20th century / Angsträume in den europäischen Städten des zwanzigsten Jahrhunderts, S.6-12.

Sabine Kalff: Back to the cellar. Underground urban spaces of fear and air warfare in Berlin, 1940-1945, S.13-28.

Aleksandra Luczak: Fears and charms of mobility and transience. Warsaw’s central railway station in the 20th century, S.29-50.

Clara Aßmann: „Die Straße war schuld!“ Die Konstruktion eines Angstraums und der autogerechte Stadtumbau in der Bundesrepublik Deutschland, S.51-64.

Tim Verlaan: ‚The city is collapsing under our very own eyes‘. Spaces and emotions of the Dutch urban crisis, S.65-81. Monika Motylinska: Leitrezension, S.82-85.

FORUM

Matthias Lieb: Natur- und Umweltschutz in der Stadt. Bürgerschaftliches Engagement, Initiativen und politischer Verhaltensstil in Mainz und Wiesbaden, S.86-105.

Georg Wagner-Kyora: Wiederaufbau als Arbeitsbegriff. Die Bremer Bauverwaltung und die Zeitschrift „Der Wiederaufbau“ 1945-1960, S.106-128.

Magnus Dellwig: Stadtentwicklung und Strukturwandel in Oberhausen. Ein Projekt des Stadtarchivs Oberhausen zur Erschließung, Forschung und Ausstellung, S.129-154.

ALLGEMEINE BERICHTE

David Templin: Tagungsbericht: Anders Wohnen. Großsiedlungen und die Konstruktion von Differenz seit den 1970er-Jahren, S.155-160.

Annika Wienert: Tagungsbericht: Postmodern Architecture and Political Change – Poland and Beyond, S.161-164.

Georgios S. Tziafetas: Tagungsbericht: Städte in der UdSSR und im Ostblock. Urbanisierung, Ökologie und kommunale Ökonomie (1917-1991), S.165-169.

Mikkel Høghøj / Mikkel Thelle / Heather Swanson / Michael David Vine: Tagungsbericht: Governing Urban Natures – Infrastructures, Citizenship and Municipal Ecologies, S.170-172.

Sebastian Haumann Tagungsbericht: Forum Stadtgeschichte 2019 der GSU: G/lokalisierungen. Stadthistorische Forschung zwischen Globalgeschichte und Lokalstudien, S.173-177.

MITTEILUNGEN

Termine, S.178-179.

Autor/innen des Themenschwerpunktes und der Forumsbeiträge, S.180-182.