Podiumsdiskussion: Geschichte als Naturwissenschaft?

Anlässlich der Gründung des neuen Max Planck-Instituts für Menschheitsgeschichte in Jena 2014 veranstaltet das Institut für Geschichte an der TU Darmstadt eine Podiumsdiskussion über Chancen und Grenzen naturwissenschaftlicher Methoden in der Geschichtswissenschaft.

Dienstag, 26. Januar 2016
18:15 Uhr – 20:00 Uhr
Vortragssaal der Universitäts- und Landesbibliothek, S1-20 R.01
Magdalenenstraße 8, 64289 Darmstadt

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Tagung: Stoffgeschichte

Am 8. und 9. Oktober 2015 fand am Deutschen Bergbau-Museum in Bochum die von Lars Bluma und mir organisierte Tagung „Stoffgeschichte – Stand und Perspektiven“ statt.

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Es waren nicht nur alle Vorträge wirklich spannend und überzeugend, mit neun sehr unterschiedlichen Perspektiven auf die Stoffgeschichte. Auch die Diskussionen waren lebhaft und zum Teil sehr kontrovers, so wie man es sich auf Tagungen eigentlich wünscht. Trotzdem, oder gerade deshalb, wollen wir an diesem Thema weiterarbeiten … eine Fortsetzung soll folgen.

Beeindruckend war auch eine für historische Fachtagungen ungewöhnliche Tagungsankündigung auf dem riesigen Display am Eingang des Bergbau-Museums.

Tagung: Stoffgeschichte - Stand und Perspektiven
Tagung: Stoffgeschichte – Stand und Perspektiven

Tagung: Making Resources Speak

Zurück von der Tagung „Making Resources Speak: Themes and Methods of the New Materialism“, die am 29.6.2015 am Institute fo Advanced Studies an der University of Birmingham stattgefunden hat.

Auf dem Workshop, den Frank Uekötter und Corey Ross organisiert haben, hat sich aus meiner Sicht vor allem gezeigt, dass die Relationen zwischen menschlichem Handeln und nicht-menschlichen Ressourcen, Stoffen oder Substanzen Gegenstand von historischer Forschung sein müssen. Damit scheint sich der Trend der Forschung, völlig zu Recht, von solchen Konzepten zu verabschieden, in denen man von der Beziehung von Menschen und Materie als „symmetrischem“ Verhältnis ausging – etwa bei der ANT. Stellt man die Beziehungen zwischen menschlichem Handeln und nicht-menschlichen Ressourcen in das Zentrum der Analyse, eröffnet sich aus meiner Sicht nicht nur ein breiterer Interpretationsspielraum, sondern man vermeidet auch Aussagen, die der Materie gewissermaßen transzendentale Eigenschaften zuschreiben.

Übung „Materialität und Praktiken“

Heute letzte inhaltliche Sitzung meiner Übung „Materialität und Praktiken“. Diese Art von Lehrveranstaltungen, in denen wir über Theorieansätze am Beispiel programmatischer aber auch empirischer Texte sprechen, macht mir persönlich immer sehr viel Spaß. Ich habe auch den Eindruck, dass sie bei den Studierenden, vor allem bei denen mit Interesse an ihrem Studium, sehr beliebt sind. Immerhin haben wir, trotz der anspruchsvollen Texte, bis zum Ende des Semesters mit 11 Teilnehmern sehr intensiv diskutiert.

Nächste Woche, in der Abschlusssitzung, wird noch zu klären sein, was man mit den ganzen theoretischen und methodischen Ansätzen denn nun machen kann. Meiner Meinung nach, gibt es auf diese Frage keine konkrete Antwort. Ich mache mir auch keine Illusion, dass alle Teilnehmerinnen und Teilnehmer (inkl. mir selber) alle Texte restlos verstanden hätten. Aber, so hoffe ich, einige Bruchstücke bleiben doch auch langfristig hängen und verdichten sich im Laufe des Studiums zu klareren und umfassenderen Vorstellungen. Denn mir ging es bei dieser Übung darum, ein Gefühl für die theoretisch-methodische Dimension historischer Forschung zu entwickeln, auf die die Studierenden später bei Bedarf zurückkommen können. Bei der Gruppe, mit der ich die Texte zu „Materialität und Praktiken“ diskutieren konnte, habe ich definitiv den Eindruck, dass wir dieses Ziel erreicht haben.

Ü: Materialität und Praktiken – Seminarplan

Historikertag 2014

Zurück vom Historikertag 2014 in Göttingen (http://www.historikertag.de/Goettingen2014/).

Zwei Sektionen waren für mich gleichermaßen wichtig wie anregend: „Wertsachen. Gewinn und Verlust im „global life of things““ und „Die Materialität der Geschichte. Dinge als Signaturen ihrer Epoche“. In beiden Sektionen ist aus meiner Sicht deutlich geworden, wie sehr es immer noch um Objekte, insbesondere von Menschen manipulierte und meist komplexe Artefakte geht, wenn von „Materialität“ die Rede ist. Die Debatte ist zwar inzwischen, vor allem Dank ANT, über die Konzeptionierung von Objekten als reine Bedeutungsträger hinausgegangen. Viele der Beiträge der Sektionen haben zumindest versucht aufzuzeigen, worin eine „agency“ der Objekte liegen könnte und inwieweit von einer „agency“ zu sprechen ist. Insofern baut man hier die Pfade der Erforschung „Materieller Kultur“ allmählich aus. Was aber noch nicht geschieht, jedenfalls nicht in diesen beiden Sektionen des Historikertages, ist, dass die physikalischen Eigenschaften der Objekte systematisch berücksichtigt werden – das bleibt meist oberflächlich und wenig reflektiert. Auch der Verweis auf die naturwissenschaftlichen Nachbarwissenschaften führt eigentlich eher dazu, dass kein eigenständiger geschichtswissenschaftlicher Zugang, in Fortführung der historisch-kritischen Methode, entwickelt wird. Trotzdem war vor allem die Sektion zum „global life of things“ die produktivste, die ich bisher auf einem Historikertag erlebt habe: es wurde kontrovers über die zukünftige Forschung diskutiert.

Tagungsbericht „Dominanz durch Dinge?“

Auf H-Soz-u-Kult ist heute ein Bericht von Florian Schleking über die Tagung „Dominanz durch Dinge? Zum Verhältnis von sozialen Asymmetrien und Materialitäten aus historischer Perspektive“ des Arbeitskreises Geschichte+Theorie erschienen. Ich war mit einem Beitrag zur „sozialen Relevanz der physikalischen Eigenschaften von Kalkstein“ daran beteiligt. Der Vortrag war ein Experiment, das mich in meinem Forschungsprojekt wieder einen Schritt weiter gebracht hat. Es ging mir darum auszuloten, wie weit praxistheoretische Ansätze tragen können, um das Entstehen bzw. die Verstetigung sozialer Strukturen zu erklären. Inzwischen habe ich die Einsichten, die ich in der Diskussion auf der Tagung gewonnen habe, auch in mein Manuskript eingearbeitet. Aber auch darüber hinaus war es eine sehr diskussionsintensive Tagung, die Ende Februar stattgefunden hat. Davon zeugt auch der jetzt erschienene Tagungsbericht: viele neue Ideen und neue Kontakt. Ich selber habe von dieser Tagung noch viel mehr mitgenommen als man in einem Tagungsbericht wiedergeben könnte.

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