Lehrformat im Seminar

Heute letzte Sitzung eines sehr erfolgreichen Seminars „Die Gründung der USA“ im Sommersemester 2014. Perfekte Lehrvoraussetzungen: eine diskussionsfreudige Gruppe von 12 Studierenden. Und ein gutes Konzept. Nach vier einführenden Sitzungen, in denen wir verschiedene Handbuchtexte besprochen haben, haben wir für den Rest der Sitzungen auf die sonst obligatorischen Referate verzichtet. Stattdessen mussten die Studierenden jeweils eine Woche vor „ihrer“ Sitzung eine einseitige Ideenskizze mit Fragestellung, Literaturlage und möglichen Quellen einreichen und dazu einen passenden Aufsatz aus dem Blackwell „Companion to the American Revolution“. Die Beiträge aus dem „Companion“ haben sich als für diesen Zweck gut geeignet erwiesen: sie sind relativ kurz (meist 5-10 Seiten), pointiert und dicht geschrieben und beleuchten alle wesentlichen Aspekte der Amerikanischen Unabhängigkeit.  So hatten wir in jeder Sitzung neben der Ideenskizze eine fundierte Diskussionsgrundlage, auf die sich alle Teilnehmer bei der Besprechung der Ideenskizzen beziehen konnten. Auf dieser Grundlage konnten alle Ideenskizzen in der gemeinsamen Diskussion so weit verbessert werden, dass die Studierenden nun (hoffentlich) alle sehr gute Hausarbeiten verfassen können – nach dem Seminarverlauf gehe ich jedenfalls davon aus. Insgesamt ein gelungenes Experiment mit dem Lehrformat „Seminar“, das ich in kommenden Semestern auf jeden Fall wieder aufgreifen werde.

Gastvortrag New York im 20. Jahrhundert

Morgen, am 26.6.2014, werde ich im Rahmen des Exkursionsseminars „New York“ des Fachbereichs Architektur der TU Darmstadt einen Gastvortrag zur Sozial- und Planungsgeschichte New Yorks im 20. Jahrhundert halten. Ich freue mich sehr über die Einladung und hoffe, die Exkursionsteilnehmer, angehende Architekten, ein wenig für die historischen Hintergründe der Stadtentwicklung von New York sensibilisieren zu können. Im Mittelpunkt des Vortrags wird die Verzahnung sozialstruktureller Entwicklungen und Paradigmen der Stadtplanung stehen – angefangen von den sozialreformerischen Initiativen nach 1900 bis zur „urban crisis“ der 1970/80er Jahre. Der Vortrag ist in gewisser Weise auch eine Zusammenfassung meiner Übung in diesem Sommersemester, in der wir Quellen zum Thema „20th Century New York“ analysieren.

Corlears Hook Slum Clearance Plan, 1951

In meiner heutigen Übung habe ich mit den Studierenden den Plan des New Yorker „Committee on Slum Clearance“ für die Gegend Corlears Hook in Manhattan diskutiert. Der Plan gehört zur ersten Generation von Stadterneuerungsprojekten nach dem Housing Act of 1949, der den Einfluss des Bundes auf die Entwicklung der Städte wesentlich stärkte. Die Bundesregierung stellte finanzielle Mittel zur Verfüngung, gab aber gleichzeitig vor, wie diese zu verwenden seien.

Aus der Broschüre zur Sanierung von Corlears Hook lassen alle wichtigen Merkmale US-Amerikanischer Stadterneuerungspolitik der 1950er und 1960er Jahre herauslesen: die Rolle privater Investoren im Rahmen der Sanierung nach Title I des Housing Acts, die Rechtfertigung der Flächensanierung mit quantitativen Aussagen zur Verslummung, die Begründung für die Dominanz des Individualverkehrs und die Bildung von Super-Blocks, aber auch der Fortbestand der alten Rohr- und Kabelinfrastruktur. Beispielhaft können an diesem Dokument die Voraussetzungen und Folgen der Stadterneuerungsplanung der 1950er und 1960er in New York und anderen Städten gezeigt werden, die von einem unbedingten Machbarkeitsglauben geprägt war.

Die Quelle ist online verfügbar: Committee on Slum Clearance Plans: Corlears Hook. Slum Clearance Plan under Title I of the Housing Act of 1949, New York 1951.

Zur Vorbereitung empfiehlt sich: Ballon, Hilary: Robert Moses and Urban Renewal. The Title I Program, in: dies. / Kenneth T. Jackson (Hg.): Robert Moses and the Modern City. The transformation of New York, New York 2007, S. 94-115.

In der Quelle sind vor allem auch diejenigen planerischen Prämissen und städtebaulichen Forderungen umrissen, gegen die sich Jane Jacobs zehn Jahre später in ihrem Buch „The Death and Life of Great American Cities“ wandte. Insofern eignet sich die Quelle auch als Ausgangspunkt zur Diskussion von Jacobs‘ Kritik.