Tagungsberichte: „Anders Wohnen. Großsiedlungen und die Konstruktion von Differenz seit den 1970er Jahren“

Zu dem Workshop „Anders Wohnen. Großsiedlungen und die Konstruktion von Differenz seit den 1970er Jahren„, den wir gemeinsam mit der Forschungsstelle für Zeitgeschichte in Hamburg am 16. und 17. Mai 2019 veranstaltet haben, hat David Templin einen Bericht auf H-Soz-Kult veröffentlicht.

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Außerdem hat Wolfgang Krischke einen Bericht über den Workshop geschrieben, der in der FAZ vom 5. Juni 2019 unter dem Titel „Von diesen Barbaren stand kein Wort in dem Prospekt“ veröffentlicht worden ist.

Workshop: „Anders Wohnen“

Im Rahmen des DFG-Projektes „Großsiedlungen in der Krise?“ findet in Koopertaion mit der Forschungsstelle für Zeitgeschichte in Hamburg am 16. und 17. Mai 2019 der Workshop „Anders Wohnen. Großsiedlungen und die Konstruktion von Differenz seit den 1970er Jahren“ statt.

Großsiedlungen sind „anders“. Sowohl ihre architektonischen und räumlichen Merkmale als auch ihr Image und ihre soziale Komposition scheinen sie deutlich von anderen Stadtteilen abzuheben. Vor allem aber ist diese Absonderung selbst ein definierendes Kennzeichen von Großsiedlungen. Schließlich sind es nicht so sehr die baulichen oder sozialstrukturellen Besonderheiten an sich, sondern vielmehr die Wahrnehmung von Differenz, die den gesellschaftlichen Umgang mit Großsiedlungen prägt.
Diese Prozesse der Differenzierung sind Gegenstand des Workshops, der danach fragt, wie Großsiedlungen als „anders“ konstruiert wurden. Dabei steht vor allem die problemorientierte Differenzierung, die spätestens seit den 1970er Jahren dominiert, im Mittelpunkt.

Die Beiträge des Workshops diskutieren mit einem Schwerpunkt auf Hamburg, wie die Konstruktion von Differenz mit architektonisch-räumlichen und sozialstrukturellen Besonderheiten korrespondiert. Zum einen werden Großsiedlungen im Kontext der Stadtentwicklung betrachtet. Zum anderen nehmen die Beiträge Mechanismen der Differenzierung wie Abgrenzungsprozesse und Vergleiche in den Blick, mit denen die Siedlungen zu anderen Stadtteilen ins Verhältnis gesetzt wurden. Die Konstruktion der Wahrnehmung von Großsiedlungen wird ebenso beleuchtet wie spezifische Diskurse zu Großsiedlungen, die das Sicherheitsempfinden oder Segregation betreffen. Dabei spielen auch Abgrenzungsmechanismen innerhalb der Bewohnerschaft der Großsiedlungen eine wichtige Rolle. Dies führt zu der Frage, wie unterschiedliche Akteursgruppen an der Konstruktion von Differenz beteiligt waren, welche Intentionen sie verfolgten und welche Erwartungen sie hatten, vor allem aber, ob sich deren jeweilige Perspektiven gegenseitig spiegelten oder unabhängig voneinander entwickelten. Ergänzt werden die Vorträge durch eine Gesprächsrunde mit Zeitzeugen.

 

Programm
Donnerstag, 16. Mai 2019

15:30 Uhr Kirsten Heinsohn (Forschungsstelle für Zeitgeschichte in Hamburg), Dieter Schott (Technische Universität Darmstadt): Begrüßung und Einführung

16:00 Uhr Großsiedlungen in der Stadtentwicklung
Dirk Schubert (HafenCity Universität Hamburg): Wandlungsprozesse von Großsiedlungen zu Großwohnanlagen. Städtebauliche Leitbilder und wohnungspolitische Rahmenbedingungen seit 1970 am Beispiel von Hamburg

Arndt Neumann (FernUniversität Hagen): Von Gründerzeitvierteln zu Großsiedlungen und wieder zurück. Hamburg 1956-2010
Kommentar: Christoph Strupp (Forschungsstelle für Zeitgeschichte in Hamburg)

17:30 Uhr Pause

18:30 Uhr Öffentlicher Abendvortrag
Christiane Reinecke (Universität Leipzig): Faszinierend schlechte Viertel. Wie Großsiedlungen in Frankreich und Westdeutschland in Verruf gerieten

Freitag, 17. Mai 2019

9:30 Uhr Wahrnehmung, Sicherheitsempfinden und Segregation
Christine Krüger (Universität Gießen): Von Mümmelmannsberg nach Allermöhe. Sicherheits- und Unsicherheitskonstruktionen

Swenja Hoschek (Technische Universität Darmstadt): Ver(m)engte Welten. Soziale Differenzierung als Großsiedlungsnarrativ

Tim Verlaan (Universiteit van Amsterdam): Amsterdam Bijlmermeer: Dutch Media Outlets and the Construction of Failure (1962-1992)
Kommentar: Adelheid von Saldern (Leibniz Universität Hannover)

12:00 Uhr Pause

12:30 Uhr Zeitzeugengespräch: Perspektiven auf Hamburger Großsiedlungen seit ihrer Entstehung

14:00 Uhr Ende der Veranstaltung

DFG-Netzwerk „Stoffgeschichte“ bewilligt

Die DFG hat meinen Antrag auf Förderung eines Wissenschaftlichen Netzwerks zum Thema „Stoffgeschichte“ bewilligt. Finanziert werden in den nächsten drei Jahren insgesamt sechs Arbeitstreffen und Tagungen sowie die Publikation eines Handbuchs zur Stoffgeschichte, das voraussichtlich 2022 erscheinen wird.

Mehr zu dem Netzwerk und den Kolleginnen und Kollegen, die dabei mitmachen, in Kürze.

Aus der Zusammenfassung des Antrags:
„Die Forschung zur Geschichte einzelner Stoffe (als Rohstoffe, Werkstoffe, Wirkstoffe, Nahrungs- und Genussmittel etc.) hat in den letzten Jahren eine neue Konjunktur erfahren. Ausgehend von den Material Culture Studies einerseits und den Science and Technology Studies andererseits werden Stoffe nicht mehr bloß als externalisierte und gegebene Rahmenbedingungen menschlichen Handels betrachtet, sondern es wird nach ihrer Konstituierung und Wirkmächtigkeit gefragt. Damit leistet die Stoffgeschichte einen wesentlichen Beitrag zu einem breiteren „material turn“ in den Gesellschafts- und Kulturwissenschaften. Zugleich ist dieses Forschungsfeld aber noch schwach konturiert und durch eine außerordentliche Heterogenität geprägt. „Stoffgeschichte“ fungiert bisher als loser Sammelbegriff, einen Überblick über Erkenntnisinteressen und Methoden der Stoffgeschichte gibt es nicht.
Ziel des wissenschaftlichen Netzwerkes ist es, eine Gegenstandsbestimmung der Stoffgeschichte zu erarbeiten, die für unterschiedliche historische Erkenntnisinteressen anschlussfähig ist und die Verständigung über methodische Zugänge erleichtert. Ausgangspunkt ist eine vorläufige Arbeitsdefinition, nach der sich die Stoffgeschichte mit dynamischen Wechselwirkungen zwischen Stoffen und gesellschaftlichen Entwicklungen befasst. Sie orientiert sich an aktuellen theoretischen Debatten zu Formen sozio-materieller Verflechtungen (ANT, historische Praxeologie etc.). Das Netzwerk nimmt aus dieser Perspektive bestehende Narrative rund um die Geschichte von Stoffen in den Blick (Kulturen des Stoffgebrauchs, Stoffwissen und Innovation, Endlichkeit von Stoffen, Lebenswege von Stoffen, Stoffströme und Ungleichheit, Schäden durch Stoffe). Diese Narrative werden auf Überschneidungen und Differenzen hin befragt, um daran die verschiedenen Erkenntnisinteressen und methodischen Zugänge zu diskutieren und in Beziehung zueinander zu setzen.
Der gewählte Ansatz dient nicht nur dazu, die am Netzwerk beteiligten Forschungsbereiche der Wissens-, Medizin-, Konsum-, Technik-, Umwelt-, und Wirtschaftsgeschichte zu einer profilierten Stoffgeschichte zu verbinden. Er ermöglicht auch eine geschichtswissenschaftlich fundierte Interaktion mit angrenzenden kultur-, gesellschafts- und naturwissenschaftlichen Disziplinen und trägt der gesellschaftlichen Relevanz des Forschungsfeldes Rechnung.“

Urban History Group Conference 2019

Am 4. und 5. April 2019 findet an der Queen’s University Belfast die diesjährige Tagung der britischen Urban History Group statt. Schwerpunkt der Tagung ist in diesem Jahr: „Voices of the City: People, Identity and Place 1600 to the present“. Zu diesem Thema werde ich einen Vortag zu Deindustrialierung und Arbeitslosigkeit in den 1970er und 1980er Jahren mit dem Titel „Being Unemployed: Deindustrialisation as social experience in the Ruhr, 1973-1990“ halten. Ein Abstract zu meinem Vortrag findet sich im Tagungsprogramm, das jetzt online zur Verfügung steht.

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Neue Publikation: „Partizipation als Konsens“

In der Zeitschrift sub\urban ist Ende 2018 ein Themenschwerpunkt „1968 und die Kritik der Stadt – 50 Jahre danach“ erschienen. Unter den sieben Beiträgen ist auch mein Beitrag, in dem ich die Diskussion um Partizipation in der Stadtplanung um 1970 nachzeichne.

Sebastian Haumann: Partizipation als Konsens. Die „68er“-Bewegung und der Paradigmenwechsel in der Stadtplanung, in: sub\urban 6 (2018), H. 2/3, S. 189-196.

Der Aufsatz steht auch als open-access Version zur Verfügung: zum Aufsatz

Neue Publikation: „Towards a Historical Understanding of Critical Raw Materials“

Ende 2018 ist ein enuer Aufsatz zu „kritischen Rohstoffen“ in der Zeitschrift GAiA erschienen:

Towards a Historical Understanding of Critical Raw Materials. Suggestions from a History of Technology Perspective, in: GAiA 27 (2018), S. 373-378.

Der Aufsatz steht auch als open-access Version zur Verfügung: zum Aufsatz

Mehr Informationen zur Zeitschrift GAiA