Publikation: Community Spaces. Conception, Appropriation, Identity

Vor wenigen Wochen ist der von Maren Harnack, Karin Berkemann, Mario Tvrtkovic, Tobias Michael Wolf, Stephanie Herold und mir gemeinsam herausgegebene Tagungsband „Community Spaces. Conception, Appropriation, Identity“ erschienen. Grundlage war eine Tagung, die wir gemeinsam im September 2012 am Fachbereich Architektur der TU Darmstadt durchgeführt haben. Es ging dabei um die Ambivalenzen des öffentlichen Raumes in Großsiedlungen, denen einerseits in der Planung eine wichtige Funktion zugedacht war, die aber andererseits bald als besonders problematische Zonen der Siedlungen wahrgenommen wurden. Die einzelnen Beiträge stammen von Architekten, Planern aber auch von Sozial- und Geisteswissenschaftlern. Mit dem Tagungsband haben wir versucht, die unterschiedlichen disziplinären Perspektiven auf das Phänomen der „community spaces“ zusammenzubringen.

Der Tagungsband ist online als pdf verfügbar: zum download

Filmquelle: „A Place to Live“, 1948

In der letzten Sitzung meiner Übung „Klassiker der Stadtforschung und Stadtplanung“ in diesem Sommersemester haben wir uns mit der Filmquelle „A Place to Live“ aus dem Jahre 1948 befasst. Der Film, der für eine planmäßige Stadterneuerung in Philadelphia wirbt, entstand im Kontext der kommunalpolitischen Auseinandersetzungen zwischen dem „Reform-Movement“, zu dem auch die Philadelpia Housing Association als Auftraggeberin dieses Films gehörte, und der republikanischen Stadtregierung, die eine Stadterneuerung als Eingriff in die Eigentumsrechte der Grundbesitzer weitgehend ablehnte. Der Film trägt ganz deutlich eine politische Botschaft: planmäßige Stadterneuerung als gezielte sozialpolitische Maßnahme.

Für die Abschlussdiskussion der Übung war die Filmquelle deshalb sinnvoll, weil in ihr die Kernaussagen mehrerer „klassischer“ Texte der Stadtforschung und Stadtplanung aufgegriffen und verdichtet werden. Im Laufe des Semseters haben wir Texte von Friedrich Engels, Ebenezer Howard, Georg Simmel, LeCorbusier, Jane Jacobs und anderen gelesen und diskutiert. Deren Vorstellungen von Stadt und deren Kritik lässt sich auf vielfältige Weise auch in dem Film von 1948 wiederfinden. Tatsächlich haben die Studierenden in der Abschlussdiskussion ziemlich genau herausarbeiten können, wie bestimmte Ideen, die wir in den verschiedenen Texten über das Semester hinweg kennengelernt haben, in dem Film aufgegriffen wurden. Insofern war „A Place to Live“ als Filmquelle hervorragend geeignet, nocheinmal die großen Zusammenhänge im Denken über Stadt und Stadtplanung im 19. und 20. Jahrhundert zu bündeln, wichtige Diskussionsstränge herauszustreichen und konkret an einem Beispiel festzumachen.

„A Place to Live“ auf archive.org

 

CfP: Lived Experience and Reputation in Twentieth-century Mass Housing (EAUH 2016)

We invite paper proposals for a session at the EAUH 2016: At Home in the „Concrete Jungle“: Lived Experience and Reputation in Twentieth-century Mass Housing (Session M33)

European Association for Urban History
13th International Conference on Urban History
Helsinki, 24-27 August 2016

Deadline: October 31, 2015

Session Organizers:
Laura Falender, University of Oslo, Norway
Sebastian Haumann, TU Darmstadt, Germany

In studies of twentieth-century mass housing estates and “new towns,” many scholars have examined the production end: the planning, design, and construction of new housing projects. Less attention has been given to the consumption side: the lived experience in new social and spatial housing environments, and ways in which these areas were interpreted and established (often negative) reputations. Indeed, a tension between the disparate accounts of the consumption side—the residents’ accounts of community-formation on the one hand, and outsiders’ condemnations of “concrete jungles” and “soulless suburbs” on the other—has been characteristic. In many ways, this tension has shaped life within and the policies concerning housing estates until today.
The purpose of this session is to initiate a comparative debate on the experiential and interpretative realm of mass housing in the twentieth century. We invite papers from any disciplinary background to consider this tension between experience and reputation. Questions that papers might consider include:
• Why did architects’ and politicians’ intentions for new mass housing not translate into broad public acceptance or enthusiasm?
• Which were the crucial historical junctures for the divergence of experience and reputation?
• What actors were involved in establishing a local “sense of place” in new housing developments, or in building negative reputations?
• How did insider- and outsider-produced narratives compare in terms of themes, reasoning and rhetoric?
• What consequences arose from tensions between lived experience and reputation?
While most of the questions appear to be relevant for all “Western” societies, hinting at major commonalities, answers will differ considerably. A great variation in terms of the nature of the state (e.g. liberal, social-democratic); the size, accessibility, and potential regulation of the private housing market; and the class context in which mechanisms of social sorting related to housing occurred, existed throughout Western Europe and North America. By reflecting on commonalities and differences we expect to clarify key factors and turning points in the contentious history of mass housing estates.

To submit a paper proposal, please create a user account on the conference management system https://eauh2016.net/programme/call-for-papers/ and upload your abstract (Max. 300 Words) to session M33. The deadline for paper proposals is October 31, 2015. We will inform you by December 15 about the acceptance of your proposal.

For further information on the EAUH conference, please visit the conference website at: https://eauh2016.net

Tagung: Making Resources Speak

Zurück von der Tagung „Making Resources Speak: Themes and Methods of the New Materialism“, die am 29.6.2015 am Institute fo Advanced Studies an der University of Birmingham stattgefunden hat.

Auf dem Workshop, den Frank Uekötter und Corey Ross organisiert haben, hat sich aus meiner Sicht vor allem gezeigt, dass die Relationen zwischen menschlichem Handeln und nicht-menschlichen Ressourcen, Stoffen oder Substanzen Gegenstand von historischer Forschung sein müssen. Damit scheint sich der Trend der Forschung, völlig zu Recht, von solchen Konzepten zu verabschieden, in denen man von der Beziehung von Menschen und Materie als „symmetrischem“ Verhältnis ausging – etwa bei der ANT. Stellt man die Beziehungen zwischen menschlichem Handeln und nicht-menschlichen Ressourcen in das Zentrum der Analyse, eröffnet sich aus meiner Sicht nicht nur ein breiterer Interpretationsspielraum, sondern man vermeidet auch Aussagen, die der Materie gewissermaßen transzendentale Eigenschaften zuschreiben.

Aufsatz „Protest und Wertewandel“ erschienen

In dieser Woche ist mein Aufsatz „Protest und Wertewandel. Zur Dynamik von Planungskulturen in den 1970er Jahren“ in dem von Frank Othengrafen und Martin Sondermann herausgegebenen Band 23 der Reihe Planungsrundschau erschienen. In diesem Sammelband wird das Konzept der Planungskulturen diskutiert, das vor allem in den Planungswissenschaften als Ansatz genutzt wird, um den Wandel von Leitbildern, Verfahren und der baulichen Umsetzung städtebaulicher Planung zu analysieren. Der Blick auf die 1970er Jahre ist dafür besonders instruktiv, werden die Veränderungen in diesem Jahrzehnt doch häufig als Paradigmenwechsel von einer technokratischen zu einer partizipativen Planung beschrieben.

Protest und Wertewandel. Zur Dynamik von Planungskulturen in den 1970er Jahren, in: Frank Othengrafen und Martin Sondermann (Hg.): Städtische Planungskulturen im Spiegel von Konflikten, Protesten und Initiativen, Berlin 2015, S. 87-110.

Zur Internetseite der Reihe Planungsrundschau

Rom-Corviale

Als Nachtrag zu der Tagung “Cities and Societies in Transition? The 1970s in West Germany and Italy” die am 21./22.5.2015 am Deutschen Historischen Institut in Rom stattfand, hier einige Fotos von unserer Exkursion nach Corviale.

Corviale gilt als das größte Wohngebäude Europas und wurde zwischen 1975 und 1982 gebaut. Vor allem die Länge des Gebäudes (knapp 1 Kilometer) ist beeindruckend.
Mehr Informationen zu Corviale

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Aufsatz „Hausbesetzungen 1980-1982“ online

Das Institut für Soziale Bewegungen in Bochum hat die älteren Jahrgänge des Mitteilungsblatts des Instituts für Soziale Bewegungen (jetzt „Moving the Social“) online gestellt.

Somit ist mein Aufsatz „Hausbesetzungen 1980–1982 in Hilden. Möglichkeiten der Mikroforschung für die Protestgeschichte“, der in Band 34 (2005) des Mitteilungsblatt des Instituts für soziale Bewegungen erschienen ist, online frei verfügbar.

Zum Aufsatz

Uffstiech!

Wenn man schon einmal bei einem historischen Ereignis dabei gewesen ist, darf man das auch auf einem blog, in dem es sonst eher um (Geschichts-)wissenschaftliches geht, ruhig auch mal dokumentieren. Das erste Bild zeigt die Situation im Stadion am Böllenfalltor kurz vor Anpfiff der Begegnung Darmstadt 98 – FC St. Pauli am 24.5.2015. Das zweite Foto zeigt die Situation kurz nach Abpfiff der Partie.

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Für mich war es ein historischer Moment, nicht etwa weil ich seit Jahrzehnten eingefleischter „Lilien“-Fan bin, oder weil der SV Darmstadt 98 (vermeintlich) für vieles steht, was im Profifussball selten geworden ist, sondern weil der Aufstieg in die 1. Bundesliga zeigt, dass Dinge möglich sind, die vorher niemand für möglich gehalten hat. Wissenschaftlich formuliert: der „Uffstiech“ beweist, dass historische Kontingenz relevant ist.

Kaiser: Konflikte durch den Kalksteinabbau an der Lahn

Geschichtswissenschaftliche Aufsätze über den Kalksteinabbau, die über eine bloße lokalgeschichtliche Narration hinausgehen, sind selten. Marion Kaisers Beitrag zum Kalksteinabbau an der Lahn ist eine der ersten Veröffentlichungen überhaupt, die diese Art der Rohstoffgewinnung unter umweltgeschichtlichen Fragestellungen analysiert. Durch den Vergleich von drei Konflikten um den Abbau im 18., 19. und 20. Jahrhundert wird deutlich, wie sich das Verständnis von Natur und die Bewertung der Eingriffe durch den Abbau von Kalkstein gewandelt haben.

Marion Kaiser, „Freilich ist die Industrie oft ein Feind der Romantik – erstere aber gewinnbringend“. Konflikte durch den Kalksteinabbau an der Lahn, in: Der Anschnitt 67. 2015, Heft 1, S. 15–28.